Die Seezunge gilt als Delikatesse der gehobenen Küche – ein edler Fisch, der für seine zarte Textur und seinen feinen Geschmack geschätzt wird. Was jedoch viele Verbraucher nicht wissen: Bei gefrorenen Fischereierzeugnissen, einschließlich Seezungen, werden häufig bestimmte Zusatzstoffe eingesetzt, die das Aussehen und die Haltbarkeit beeinflussen können. Diese Praxis sorgt immer wieder für Diskussionen und Unsicherheit beim Einkauf.
Phosphate in der Fischverarbeitung – Wahrheit oder Mythos?
Eine weit verbreitete Behauptung besagt, dass Seezungen routinemäßig mit Chemikalien behandelt werden, um ihre Frische zu manipulieren. Diese pauschale Aussage gehört jedoch ins Reich der Übertreibung. Tatsächlich unterliegt die Verwendung von Zusatzstoffen bei Fischereierzeugnissen strengen gesetzlichen Regelungen durch die EU-Lebensmittelverordnungen.
Richtig ist: Bei gefrorenen Fischfilets dürfen bestimmte Phosphate in Fisch verwendet werden, um Wasserverluste während der Verarbeitung zu minimieren. Die zulässige Höchstmenge liegt bei 5 Gramm pro Kilogramm und muss ordnungsgemäß deklariert werden. Diese Regulation zeigt, dass es sich nicht um heimliche Praktiken handelt, sondern um kontrollierte Verfahren.
Was Phosphate tatsächlich bewirken
Wissenschaftliche Untersuchungen der Tierärztlichen Hochschule Hannover haben gezeigt, dass Triphosphate die Wasserbindung in Fischfleisch erhöhen können. Bei Kabeljaufilets wurde eine Wasseraufnahme von bis zu 87 Prozent dokumentiert. Diese wasserbindende Eigenschaft ist wissenschaftlich belegt und wird in der Lebensmitteltechnologie gezielt eingesetzt.
Dennoch führt dies nicht automatisch zu Verbrauchertäuschung, wie häufig behauptet wird. Die rechtlichen Bestimmungen verlangen eine klare Kennzeichnung der verwendeten Zusatzstoffe. Verbraucher können anhand der Zutatenliste erkennen, ob und welche Phosphate verwendet wurden. Diese Transparenz ist gesetzlich vorgeschrieben und ermöglicht bewusste Kaufentscheidungen.
Die Glazur-Technik richtig verstehen
Die sogenannte Glazur-Technik wird häufig missverstanden. Hierbei handelt es sich um eine dünne Eisschicht, die gefrorene Fischprodukte vor Gefrierbrand und Austrocknung schützt. Diese Methode ist eine etablierte Konservierungstechnik und hat nichts mit der irreführenden Darstellung als „phosphathaltige Lösung“ zu tun, wie manchmal fälschlicherweise behauptet wird.
Gesundheitliche Aspekte realistisch betrachten
Behauptungen über gesundheitliche Risiken durch Phosphate in Fischereierzeugnissen sollten differenziert betrachtet werden. Während übermäßiger Phosphatkonsum tatsächlich problematisch sein kann, liegen die in Fisch verwendeten Mengen innerhalb der gesetzlich festgelegten Grenzwerte. Menschen mit Nierenerkrankungen sollten generell ihren Phosphatkonsum mit ihrem Arzt besprechen – unabhängig von der Quelle.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat diese Zusatzstoffe ausführlich geprüft und als sicher eingestuft. Panikmahe ist daher fehl am Platz, auch wenn eine bewusste Kaufentscheidung durchaus sinnvoll ist.
Mythen um Konservierungsmittel aufklären
Häufig kursieren Gerüchte über angeblich heimlich verwendete Konservierungsmittel bei Seezungen. Diese Darstellungen sind größtenteils übertrieben. Alle zugelassenen Konservierungsstoffe unterliegen strikten Zulassungsverfahren und müssen eindeutig deklariert werden.

Die Behauptung, dass Sulfite speziell bei Seezungen zur Verhinderung der Schwarzfleckenkrankheit eingesetzt werden, lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Derartige spezifische Aussagen gehören in den Bereich der Spekulation und werden oft von unseriösen Quellen verbreitet.
Kennzeichnung richtig interpretieren
Begriffe wie „unter Schutzatmosphäre verpackt“ beschreiben legitime Konservierungsverfahren, bei denen Sauerstoff durch Stickstoff oder Kohlendioxid ersetzt wird. Diese Methoden sind transparent geregelt und dienen dem Produktschutz, nicht der Verbrauchertäuschung. Sie verlängern die Haltbarkeit ohne chemische Zusätze.
Qualitätsmerkmale richtig bewerten
Die Behauptung, dass behandelte Seezungen beim Braten übermäßig viel Wasser verlieren, basiert auf theoretischen Überlegungen, ist aber nicht systematisch untersucht. Qualitätsschwankungen können verschiedene Ursachen haben – von der Fangmethode über die Lagerung bis hin zur Verarbeitungsqualität.
Echte Qualitätsmerkmale bei frischen Seezungen sind klare Augen, festes Fleisch und ein frischer Meeresgeruch. Diese Charakteristika lassen sich nicht dauerhaft durch Zusatzstoffe imitieren. Erfahrene Köche erkennen hochwertige Ware sofort an diesen natürlichen Merkmalen.
Bewusst einkaufen ohne Panikmache
Verbraucher, die phosphatfreie Produkte bevorzugen, finden diese meist in der Frischfischtheke oder bei spezialisierten Händlern. Nachfragen beim Verkaufspersonal bringt oft mehr Klarheit als Spekulationen. Seriöse Händler geben bereitwillig Auskunft über Herkunft und Verarbeitung ihrer Ware.
- Frische Seezungen direkt vom Fischhändler kaufen
- Zutatenliste bei Tiefkühlprodukten aufmerksam lesen
- Bei Unklarheiten das Verkaufspersonal fragen
- Auf Herkunft und Fangdatum achten
Die Entscheidung zwischen behandelten und unbehandelten Produkten sollte auf Fakten basieren, nicht auf übertriebenen Warnungen. Beide Varianten haben ihre Berechtigung im Markt und unterliegen den gleichen Lebensmittelsicherheitsstandards.
Realistische Erwartungen entwickeln
Hochwertige Seezungen haben ihren Preis – unabhängig davon, ob sie behandelt wurden oder nicht. Die Qualität hängt primär von Fanggebiet, Fangsaison und fachgerechter Behandlung ab. Pauschale Urteile über „chemische Manipulation“ werden der Komplexität moderner Lebensmittelverarbeitung nicht gerecht.
Eine informierte Kaufentscheidung basiert auf Fakten, nicht auf Mythen. Die Lebensmittelindustrie unterliegt strengen Kontrollen, und Verbraucher haben durch Kennzeichnungsvorschriften die Möglichkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen. Dieser sachliche Ansatz führt zu mehr Klarheit als reißerische Warnungen vor angeblichen Gefahren. Wer sich informiert, kann die Qualität von Seezungen richtig einschätzen und muss sich keine Sorgen über versteckte Risiken machen.
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