Viele Deutsche nutzen Google Maps täglich für Navigation und Verkehrsinformationen, ohne sich der versteckten Auswirkungen ihrer Standort-Einstellungen bewusst zu sein. Ein weit verbreiteter Fehler führt dabei zu unnötigem Akkuverbrauch, ständigen Benachrichtigungen und sogar zu Datenschutzproblemen: die pauschale Aktivierung der Standortfreigabe für alle Apps.
Das unterschätzte Problem der permanenten Standortfreigabe
Wenn Sie Google Maps installieren und das erste Mal öffnen, erscheint die bekannte Abfrage: „Google Maps möchte auf Ihren Standort zugreifen.“ Die meisten Nutzer tippen reflexartig auf „Immer erlauben“, um die App optimal nutzen zu können. Dieser scheinbar harmlose Klick hat jedoch weitreichende Konsequenzen, die über Google Maps hinausgehen.
Das eigentliche Problem entsteht durch die Art, wie Google seine Services miteinander verknüpft: Mit dem Wechsel von maps.google.com zu google.com/maps gilt die Standortfreigabe nicht mehr nur für Google Maps, sondern für die gesamte Google-Domain. Obwohl andere Apps weiterhin separate Berechtigungen benötigen, können verschiedene Google-Services auf diese Standortdaten zugreifen. Bei der Standortfreigabe werden Name, Profilbild, Echtzeitstandort und sogar der Akkustand übermittelt.
Versteckte Akkufresser durch Standort-Berechtigungen
Die kontinuierliche GPS-Aktivierung ist einer der größten Energieverbraucher moderner Smartphones. Permanent aktivierte Standortdienste können einen erheblichen Anteil der täglichen Akkuleistung verbrauchen – selbst wenn Sie das Handy nicht aktiv nutzen.
Besonders problematisch wird es, wenn mehrere Apps gleichzeitig auf Standortdaten zugreifen. Neben Google Maps können das Google Assistant für standortbasierte Erinnerungen, Google Fotos für Geotagging, Chrome für lokale Suchergebnisse, Wetter-Apps für präzise Vorhersagen oder Shopping-Apps für Store-Finder-Funktionen sein. Jede dieser Apps fragt regelmäßig die GPS-Antenne ab, auch wenn Sie sie gerade nicht verwenden. Das Resultat: Ihr Smartphone wird spürbar wärmer und der Akku entlädt sich deutlich schneller.
Die Benachrichtigungsflut stoppen
Ein weiterer störender Nebeneffekt sind die zahlreichen standortbasierten Benachrichtigungen. Google Maps nutzt die permanente Standortverfolgung für verschiedene automatische Funktionen, die zu einer konstanten Informationsflut führen können.
Hinzu kommen Benachrichtigungen anderer Apps, die Ihre Bewegungsdaten nutzen: Fitness-Apps gratulieren zu zurückgelegten Strecken, Shopping-Apps informieren über Angebote in der Nähe, und soziale Netzwerke schlagen vor, Ihren Aufenthaltsort zu teilen. Diese konstante Informationsflut lenkt ab und unterbricht wichtige Tätigkeiten.
Datenschutzrisiken durch permanente Ortung
Deutsche Datenschutz-Experten warnen vor den rechtlichen Konsequenzen der unbedachten Standortfreigabe. Standortdaten gelten als personenbezogene Daten und unterliegen strengen DSGVO-Regelungen. Besonders problematisch ist die Übermittlung dieser Daten an Google-Server in den USA, was erhebliche Compliance-Fragen aufwirft.

Die kontinuierliche Erfassung Ihrer Bewegungsmuster erstellt detaillierte Profile über Ihre Gewohnheiten, Arbeitszeiten und privaten Aktivitäten. Diese Informationen werden für Werbezwecke genutzt und können bei Datenlecks missbraucht werden.
Intelligente Konfiguration statt kompletter Verzicht
Die Lösung liegt nicht im kompletten Deaktivieren der Standortdienste, sondern in einer durchdachten Konfiguration. Moderne Smartphones bieten differenzierte Einstellungsmöglichkeiten, die präzise Kontrolle über Standort-Berechtigungen ermöglichen.
Android-Geräte optimal einstellen
Öffnen Sie die Einstellungen und navigieren Sie zu „Apps & Benachrichtigungen“ oder „Apps“. Wählen Sie Google Maps aus der Liste und tippen Sie auf „Berechtigungen“. Hier finden Sie die Option „Standort“ mit drei Auswahlmöglichkeiten:
- „Nur während der App-Nutzung“ – die empfohlene Einstellung
- „Immer“ – nur bei Bedarf aktivieren
- „Nicht erlauben“ – für maximale Privatsphäre
Die Einstellung „Nur während der App-Nutzung“ stellt den optimalen Kompromiss dar. Google Maps funktioniert vollständig, verbraucht aber nur dann Akku, wenn Sie die App aktiv verwenden.
iPhone-Nutzer: Präzise Standort-Kontrolle
iOS-Benutzer finden die relevanten Einstellungen unter „Einstellungen“ → „Datenschutz & Sicherheit“ → „Ortungsdienste“. Tippen Sie auf Google Maps und wählen Sie „Beim Verwenden der App“. Deaktivieren Sie zusätzlich „Genauer Standort“, wenn Sie keine zentimetergenaue Navigation benötigen – das spart weitere Akku-Ressourcen.
Erweiterte Strategien für Power-User
Technik-Enthusiasten können noch granularer vorgehen. In den Google-Kontoeinstellungen unter „Daten und Datenschutz“ lassen sich spezifische Standort-Features einzeln konfigurieren. Besonders relevant sind der Standortverlauf für die Timeline-Funktion, Web- und App-Aktivitäten mit Standortdaten sowie der Gerätestandort für Google-Suche.
Durch selektives Deaktivieren dieser Features behalten Sie die Navigationsfunktion von Google Maps, reduzieren aber gleichzeitig Datensammlung und Akkuverbrauch erheblich.
Alternative Ansätze für bewusste Smartphone-Nutzung
Fortgeschrittene Nutzer verwenden Automatisierungs-Apps wie Tasker für Android oder Shortcuts für iOS, um Standortdienste situationsabhängig zu aktivieren. Diese Tools können GPS automatisch einschalten, sobald Sie das Auto starten, und wieder deaktivieren, wenn Sie zu Hause ankommen.
Eine weitere clevere Strategie ist die Nutzung von WLAN-basierter Ortung für Apps, die keine GPS-Genauigkeit benötigen. Diese Methode verbraucht deutlich weniger Energie und reicht für Wetter-Apps oder lokale Suchanfragen völlig aus.
Die bewusste Konfiguration von Standort-Berechtigungen erfordert zunächst etwas Zeit, zahlt sich aber durch längere Akkulaufzeit, weniger Ablenkungen und verbesserte Privatsphäre langfristig aus. Moderne Smartphones bieten alle nötigen Werkzeuge – Sie müssen sie nur nutzen.
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