Ein Smart TV ohne regelmäßige Software-Updates gleicht einem Computer mit veralteter Antiviren-Software – ein Sicherheitsrisiko mit Ansage. Viele Nutzer übersehen diese wichtige Wartungsaufgabe völlig oder schieben sie monatelang vor sich her. Dabei kann dieser scheinbar kleine Versäumnisfall weitreichende Konsequenzen haben, die von nervigen App-Abstürzen bis hin zu ernsthaften Sicherheitsproblemen reichen.
Warum vernachlässigen so viele Nutzer Smart TV-Updates?
Die meisten Menschen betrachten ihren Fernseher immer noch als passives Gerät – einschalten, Sender wählen, fertig. Diese Denkweise stammt aus der Ära der analogen Röhrenfernseher und passt nicht mehr zur Realität moderner Smart TVs. Diese sind vollwertige Computer mit Betriebssystem, Internetverbindung und komplexer Software-Architektur, die denselben Sicherheitsrisiken unterliegen wie alle vernetzten IT-Geräte.
Aktuelle Zahlen belegen diese Nachlässigkeit eindrucksvoll: Nach einer 2022 durchgeführten Umfrage der Polizeilichen Kriminalprävention und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik nutzt etwa ein Viertel der Befragten veraltete Programme. Nur etwas mehr als ein Drittel lässt Updates automatisch installieren, während fast jeder zehnte sein Smartphone nie aktualisiert.
Ein weiterer Grund für die Update-Müdigkeit liegt in der oft umständlichen Benutzerführung der TV-Hersteller. Während Smartphones automatische Updates längst zum Standard gemacht haben, verstecken viele TV-Hersteller die Update-Funktionen tief in verschachtelten Menüs.
Die versteckten Gefahren veralteter Smart TV-Software
Sicherheitslücken als Einfallstor für Cyberkriminelle
Smart TVs sammeln deutlich mehr Daten als den meisten Nutzern bewusst ist. Sie protokollieren Sehgewohnheiten, speichern WLAN-Passwörter und haben oft Zugriff auf andere Geräte im Heimnetzwerk. Veraltete Software kann Hackern Tür und Tor öffnen.
Konkrete Beispiele verdeutlichen das Risiko: Das Cybersecurity-Unternehmen Bitdefender entdeckte vier kritische Sicherheitslücken in LG-Fernsehern, durch die Hacker direkte Systembefehle ausführen konnten. Über 91.000 Geräte weltweit waren gefährdet. Durch diese Schwachstellen konnten Angreifer nicht nur den Fernseher kontrollieren, sondern das gesamte lokale Netzwerk infiltrieren und Angriffe auf weitere Geräte im Heimnetzwerk ausbreiten.
Das Bundeskartellamt und die ENISA dokumentierten, wie Sicherheitslücken in Smart-TVs sogar von Geheimdiensten ausgenutzt wurden. Besonders brisant wird es bei Smart TVs mit integrierter Kamera oder Mikrofon. Diese können bei unzureichend geschützter Software zu unfreiwilligen Überwachungsgeräten werden.
Remote-Hacking bedroht die Privatsphäre
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt vor der größten Bedrohung: Remote-Hacking ermöglicht es Angreifern, Funktionen des Fernsehers zu kontrollieren, wie etwa das Mikrofon oder die Lautstärke. Internetfähige Fernseher können mit Viren und Malware infiziert werden, die nicht nur die Systemleistung beeinträchtigen, sondern auch sensible Daten abgreifen.
Performance-Probleme durch veraltete Systemkomponenten
Streaming-Apps wie Netflix, Amazon Prime Video oder Disney+ entwickeln sich rasant weiter. Sie nutzen neue Komprimierungsverfahren, verbesserte Streaming-Protokolle und erweiterte Funktionen wie HDR10+ oder Dolby Vision. Veraltete TV-Software kann diese Innovationen nicht optimal verarbeiten.
Das Resultat: Längere Ladezeiten, häufige App-Abstürze, ruckelnde Wiedergabe und im schlimmsten Fall die komplette Inkompatibilität mit neueren App-Versionen. Nutzer wundern sich dann über die schlechte Performance ihres eigentlich leistungsstarken TVs.

Rechtliche Absicherung durch neue Update-Pflicht
Seit dem 1. Januar 2022 gilt eine gesetzliche Update-Pflicht für Hersteller. Für Smartphones, Smart-TVs, Apps und andere Geräte, die ab diesem Datum gekauft wurden, müssen Anbieter mindestens innerhalb der Gewährleistungszeit notwendige Aktualisierungen bereitstellen, die Sicherheitslücken beseitigen. Diese Regelung stärkt die Position der Verbraucher erheblich.
So aktivieren Sie automatische Updates richtig
Samsung Smart TVs
Samsung rollt Updates meist nachts aus, um die Netzwerklast zu verteilen. Aktivieren Sie die automatische Update-Funktion in den Systemeinstellungen unter dem Support-Bereich. Vergewissern Sie sich, dass Ihr TV dauerhaft mit dem Internet verbunden bleibt.
LG Smart TVs
LG-Geräte mit webOS bieten sowohl manuelle als auch automatische Update-Optionen. LG stellt zusätzlich die Möglichkeit bereit, Updates über USB-Stick zu installieren – praktisch bei instabiler Internetverbindung.
Sony und Android TV
Android TV-basierte Geräte profitieren vom Google-Ökosystem mit regelmäßigen Sicherheits-Patches. Das System kann so konfiguriert werden, dass Updates automatisch im Hintergrund installiert werden.
Profi-Tipps für optimale TV-Wartung
Planen Sie Updates strategisch: Starten Sie größere Firmware-Updates nicht kurz vor wichtigen Sendungen. Manche Updates dauern 30 Minuten oder länger und der TV ist währenddessen nicht nutzbar.
Überprüfen Sie nach jedem Update die App-Funktionalität. Gelegentlich führen neue Firmware-Versionen zu Kompatibilitätsproblemen mit einzelnen Streaming-Apps. Ein schneller Test der wichtigsten Dienste spart später Ärger.
Backup der Einstellungen: Notieren Sie sich wichtige Bild- und Toneinstellungen vor größeren Updates. Manchmal setzt neue Firmware individuelle Konfigurationen zurück.
Wann manuelle Updates sinnvoller sind
Automatische Updates sind nicht immer die beste Lösung. In bestimmten Situationen sollten Sie manuelle Updates bevorzugen: Bei gedrosselter oder langsamer Internetverbindung kann die automatische Installation während der Prime Time das Streaming-Erlebnis beeinträchtigen. Wenn Sie den TV häufig zu festen Zeiten nutzen, vermeiden manuelle Updates unerwartete Unterbrechungen.
In kritischen Anwendungen wie Hotel oder Geschäftsumgebung ist die Kontrolle über den Update-Zeitpunkt essentiell. Beta-Software-Tester profitieren ebenfalls von der manuellen Option, da sie neue Features vor der breiten Verfügbarkeit ausprobieren können.
Manche Nutzer bevorzugen die volle Kontrolle über den Update-Zeitpunkt. Sie können neue Firmware-Versionen in Ruhe testen, bevor sie diese produktiv einsetzen.
Troubleshooting: Wenn Updates fehlschlagen
Update-Probleme treten häufiger auf als gedacht. Typische Ursachen sind instabile Netzwerkverbindungen oder zu wenig freier Speicherplatz auf dem TV. Löschen Sie ungenutzte Apps und leeren Sie den Cache regelmäßig.
Bei hartnäckigen Update-Fehlern hilft oft ein Neustart des Routers und eine temporäre LAN-Verbindung statt WLAN. Die kabelgebundene Verbindung ist stabiler und oft schneller als drahtlose Übertragung. Ein Factory-Reset sollte nur als letztes Mittel verwendet werden, da dabei alle individuellen Einstellungen verloren gehen.
Moderne Smart TVs verdienen die gleiche Aufmerksamkeit wie andere vernetzte Geräte auch. Regelmäßige Software-Updates sind keine lästige Pflicht, sondern eine Investition in Sicherheit, Performance und Zukunftssicherheit Ihres TV-Erlebnisses. Die dokumentierten Sicherheitslücken und die neue gesetzliche Update-Pflicht unterstreichen diese Notwendigkeit eindrucksvoll.
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